1. Ist ADS eine Krankheit?
Auf diese Frage kann es keine klare Antwort geben, da es sehr unterschiedliche Ausprägungen von ADS gibt: Manche Menschen sind leicht betroffen und kommen mit ihrer Veranlagung mehr oder weniger gut zurecht. Sie würden ADS sicherlich nicht als Krankheit bezeichnen, sondern vielmehr als eine andere Art, die Welt zu sehen und auf sie zu reagieren. Andere Menschen sind stark beeinträchtigt, leiden erheblich und benötigen Hilfen. In diesem Fall hat ADS Krankheitswert. ADS würde nicht krank machen, wenn die Gesellschaft diese Menschen so akzeptieren würde, wie sie sind und sich auf ihre Besonderheiten einstellen würde. Da dies nicht der Fall ist, liegt es an den ADS-Betroffenen selbst sowie an denen, die für Kinder mit ADS Sorge tragen, das Leben mit ADS so angenehm wie möglich zu gestalten.
2. Symptome
Meist tritt ADS in Verbindung mit Hyperaktivität auf. Diese Verhaltensweisen sind Anzeichen für Hyperaktivität und eine gesteigerte Impulsivität:
Das Kind
ist ständig in Bewegung und wirkt dabei "wie getrieben"
kann sich nur mit Mühe auf einem Stuhl halten, rutscht darauf herum oder fällt damit um
zappelt häufig mit Händen und Füßen
läuft und klettert in unpassenden Situationen herum
kann sich selten ruhig mit einer Sache beschäftigen
redet häufig wie aufgezogen
unterbricht andere oft beim Sprechen und/oder stört auf andere Weise
ist auffallend ungeduldig
handelt häufig ohne nachzudenken
Kinder mit ADS sind auffallend unkonzentriert. Typische Verhaltensweisen für Unaufmerksamkeit sind:
Das Kind
achtet nicht auf Einzelheiten oder macht viele Flüchtigkeitsfehler
schafft es oft nicht, bei Aufgaben und Spielen bei der Sache zu bleiben
scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere mit ihm sprechen
hat Schwierigkeiten, Aufträge zu Ende zu bringen
hat Probleme beim Organisieren von Aufgaben
beschäftigt sich ungern mit Dingen, bei denen längere geistige Anstrengung erforderlich ist
verliert und vergisst oft Dinge
kann schlecht Ordnung halten
lässt sich leicht ablenken
Darüber hinaus müssen für die Diagnose "ADS mit oder ohne Hyperaktivität" folgende Bedingungen erfüllt sein:
Das Verhalten tritt seit mindestens einem halben Jahr auf.
Das Kind zeigt/e die Symptome bereits vor dem Alter von sieben Jahren
Die Symptome treten in verschiedenen Lebensbereichen auf (Familie, Freizeit, Schule).
Das Kind hat Schwierigkeiten im sozialen und schulischen Bereich.
Die Symptome können nicht durch eine andere Störung bzw. Krankheit besser erklärt werden.
3. ADS ist nicht ADS
ADS tritt in unterschiedlichen Ausprägungen auf. Das amerikanische diagnostische und statistische Manual psychischer Störungen (DSM IV) beschreibt drei Untertypen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung:
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ;
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, vorwiegend unaufmerksamer Typ;
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kombinierter Typ
Kinder, die vorwiegend unaufmerksam sind, zeigen für gewöhnlich nicht die für Hyperaktivität typische motorische Unruhe. ADS ohne Hyperaktivität ("Hypoaktivität", "Träumervariante") wird meist erst in der Schule zum Problem, wenn betroffene Kinder durch zunehmende Konzentrationsprobleme auffallen. Sie scheinen sich nur schlecht etwas merken zu können, lesen, schreiben und rechnen langsam und wirken oft geistesabwesend.
4. Diagnose
Eine ADS-Diagnose ist immer eine Ausschlussdiagnose. Der Ausschluss anderer Ursachen sowie die Summe von vielen Einzelbeobachtungen über einen längeren Zeitraum erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ADS vorliegt. ADS lässt sich nicht durch eine Blutuntersuchung, ein EEG oder einen anderen medizinischen bzw. psychologischen Test nachweisen. Der Psychologe Holowenko (1999, 25) schreibt: "AD/HS ist eine medizinische Diagnose. Aber gegenwärtig ist es durch keinen medizinischen Test nachzuweisen." Daran hat sich bis heute nichts geändert.
5. Ursache
Aus unbekannten Gründen soll es bei ADS zu einer mangelhaften Durchblutung in bestimmten Hirnarealen kommen. Das habe zur Folge, dass für die Reizübertragung zuständige Botenstoffe (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin) in unzureichender Menge ausgeschüttet und/oder zu schnell abgebaut werden. Vor allem die Signalübertragung vom Frontalhirn zu tiefer liegenden Hirnstrukturen scheint gestört zu sein. Darüber hinaus wird vermutet, dass die motorische Unruhe hyperaktiver Kinder ein Versuch ist, die Durchblutung anzuregen und den Botenstoffhaushalt ins Gleichgewicht zu bringen. Ungeklärt ist jedoch, was Ursache und was Wirkung ist: Möglicherweise sind die messbaren Vorgänge im Gehirn nicht Ursache, sondern Folge psychischer Prozesse.
6. Behandlung
Die besten Erfolge lassen sich durch eine Kombination verschiedener therapeutischer Maßnahmen erzielen. Je nach Alter des Kindes sowie Art und Ausprägung des ADS kommen u.a. in Frage:
Psychotherapie (Verhaltenstherapie, Familientherapie)
Elterntraining
Ergotherapie
Lerntherapie (bei LRS/Legasthenie oder Dyskalkulie)
Logopädie (bei sprachlichen Entwicklungsverzögerungen)
Medikation
6.1 Behandlung mit