Muss ich mich auf eine Fehlgeburt einstellen?
Was ist Ihrer Erfahrungen nach am häufigsten die Ursache? Mein Alter?
Ich möchte mit der Ausschabung warten, bis keine Herzaktivität mehr feststellbar ist. Kann ich das ohne Gefahr? Körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Blutungen habe ich nicht...könnte man auch auf einen natürlichen Abgang warten?
vielen Dank!
Zu den Risiken von Abwarten gegenüber Ausschabung gibt es inzwischen Studien, deren Ergebnisse in einem Artikel ganz gut zusammen gefasst sind, den Sie unter folgendem Link erreichen:
www.zeit.de/2012/24/M-Fehlgeburten
Bis jetzt handelt es sich NICHT um eine "missed abortion". Davon würde ich erst sprechen, wenn eine Fehlgeburt bei abgestorbenem Embryo und deutlich gesunkenem HCG nicht innerhalb einer angemessenen Frist einsetzt (individuell unterschiedlich je nach Frühzeitigkeit der Diagnose).
Zu den Ursachen lässt sich leider nichts sagen. Je nach Frühzeitigkeit der Schwangerschaftsfeststellung enden ein Viertel bis ein Fünftel der Schwangerschaften vorzeitig. Die Gründe sind vielfältig aber zufällig. Mal hat sich die Nachgeburt nicht richtig angesiedelt, mal ist es eine Chromosomenabweichung, mal eine sonstige Schädigung (z.B. durch eine Infektion).
Das Alter an sich ist kein Grund, jedoch steigt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit für eine Störung, alleine weil schon eine längere Vorgeschichte besteht.
Sie können so lange abwarten bis Sie sich sicher sind, dass eine Ausschabung für Sie den besseren Weg bedeutet. Auch bei und nach einer Fehlgeburt haben Sie Anspruch auf Hebammenhilfe. Das böte Ihnen die Möglichkeit individuell und angepasst auf die jeweilige Situation Antworten auf alle Fragen zu bekommen, die Sie bewegen und auch körperliche Kontrollen von Blutungsstärke und Entzündungsanzeichen, egal für welchen Weg Sie sich entscheiden.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, Monika Selow, Hebamme
Ihre Aussage, dass mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit für eine Störung steigt, weil eine längere Vorgeschichte besteht, habe ich nicht ganz verstanden. Meinen Sie, dass das Paar dann schon länger versucht, ein Kind zu bekommen? In unserem Fall war es so, dass wir es noch nicht so lange versucht haben, aufgrund meines Alters und einem unklaren Tubenfaktor wurde uns jedoch schnell zur künstlichen Befruchtung geraten. Diese war auf Anhieb erfolgreich, aber leider war die Freude nur von kurzer Dauer. Die künstliche Befruchtung kann das Risiko für eine Fehlgeburt auch erhöhen, oder?
Vielen Dank für ihre Hilfe!
mit "Vorgeschichte" ist alles gemeint, was an Einflüssen eine Auswirkung haben kann. Das wären durchgemachte Erkrankungen (z.B. Infektionen), Operationen, Medikamenteneinnahmen, Veränderungen an der Gebärmutter, bestehende Krankheiten (z.B. Diabetes, Rheuma) aber auch Hormongaben, künstliche Befruchtung. Eine 21-jährige hat im Durchschnitt einfach eine viel kürzere "Krankengeschichte" und eine geringere Wahrscheinlichkeit auf Entwickungsstörungen für eine Schwangerschaft, ganz einfach weil sie weniger Zeit hatte zu erkranken. Dabei handelt es sich aber um Durchschnittswerte. Auch eine 21-jährige könnte sehr krank sein und vieles durchgemacht haben. Es ist also weniger das Alter an sich, sondern die damit zusammen hängenden Auswirkungen eines längeren Lebens. Im Einzelfall sagt das Alter alleine daher wenig aus. Ebenso ist es mit der künstlichen Befruchtung. Sie wird ja meistens nicht ohne Grund gemacht. Wenn es zum Beispiel so ist, dass eine Frau seit der Pubertät die körpereigenen Hormone hormonell unterdrückt hat, dann setzt sie diese ab, der Zyklus kommt von alleine nicht in Gang und Menstruation und Eisprung werden wiederum künstlich erzeugt und darauf erfolgt eine künstliche Befruchtung. Dann ist weniger die künstliche Befruchtung des "Risiko", sondern alles zusammen bietet eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass auch das Zusammenspiel der Hormone in der Schwangerschaft nicht so gut funktioniert, wie bei einer Frau, die nie Hormone genommen hat und "einfach so" schwanger geworden ist.
Die Medizin kann zwar inzwischen viele einzelne Hormone ersetzen, jedoch das komplizierte und fein austarierte Zusammenspiel der natürlichen Produktion kann sie nicht ersetzen.
Alle Risiko- und Wahrscheinlichkeitsaussagen haben das Problem, dass sie für den Einzelfall überhaupt nichts aussagen (es sei denn die Wahrscheinlichkeit beträgt 0 oder 100%). Ich würde Ihnen daher raten sich damit nicht allzu viel zu beschäftigen.
Die Hormone abzusetzen halte ich für eine gute Entscheidung. Deren Nutzen ist umstritten und im Zweifelsfall vertraue ich eher darauf, dass die eigene Hormonproduktion sich "richtig" steuert.
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Frage vom 03.04.2013
oftmals wird bei einer künstlichen Befruchtung davon ausgegangen, dass alle Messwerte sich genau im Durchschnitt befinden. Das ist aber nicht der Fall. Auch nach künstlicher Befruchtung verläuft das Wachstum des Embryos in Schüben und individuell unterschiedlich. Ein Wert von 3mm für die Scheitel-Steiß-Länge des Kindes entspricht im Durchschnitt der 6+1 SSW, (das sind bei Ihnen gerade mal 4 Tage Differenz zum DURCHSCHNITT). 5% der Kinder sind mit 3mm aber schon 6+5 und 5% erst 5+4. Das bedeutet, dass 90% aller Kinder, die 3mm lang sind, sich ca. zwischen der 5+4 und 6+5 SSW befinden, weitere 10% sind noch weiter oder früher, bei völlig intakter Schwangerschaft (Die Werte sind den Leitlinien zu Ultraschalluntersuchungen in der Frühschwangerschaft entnommen).
Die Beurteilung des Dottersacks und daraus abgeleitete Prognosen empfinde ich als unverständlich bis absurd. Um Ihnen zu erklären, wieso die Ärztin aufgrund der Größe des Dottersacks zu der gemachten Aussage kommt, müsste ich mich weit ins Feld der Spekulationen begeben, weil es dazu noch nicht mal anerkannte Normwerte gibt.
Der Ultraschall in der Frühschwangerschaft hat zum Ziel das Vorliegen einer Schwangerschaft zu bestätigen und frühzeitig zu erkennen, falls diese sich evtl. außerhalb der Gebärmutter angesiedelt hat. Mehr nicht!
Bei Ihnen war alles, was beurteilbar ist Bestens, sogar schon ein Herzschlag nachweisbar.
Es handelt sich daher um eine intakte Schwangerschaft, die sich auch ordnungsgemäß in der Gebärmutter befindet. Ich würde Ihnen raten bis zur 9.SSW (da ist der erste Ultraschall nach Mutterschaftsrichtlinien vorgesehen) keinen Ultraschall mehr machen zu lassen. Gerade wenn die Empfängnis nicht so einfach war, besteht zwar das Bedürfnis alles ganz genau wissen und sehen zu wollen, das wichtigste ist jedoch guter Hoffnung zu bleiben und sich mit der Schwangerschaft anzufreunden, was auch bei starkem Kinderwunsch eine große Anpassungsleistung von Körper und Seele bedeutet.
Genauso wenig wie es eine Garantie für die Schwangerschaft gibt, gibt es Möglichkeiten durch häufige Kontrollen irgendetwas zu beeinflussen oder exakt vorher zu sagen. So lange Sie selbst keine Anzeichen von einer Fehlgeburt merken (z.B. Blutungen) würde ich mir die Freude über die Schwangerschaft nicht unnütz trüben lassen.
Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute für die Schwangerschaft, Monika Selow, Hebamme
Antwort vom 03.04.2013