Wie wichtig ist es, Stillhütchen abzugewöhnen?
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mein Sohn wurde vor genau zwei Monaten termingerecht, aber mit nur 2810g, 48 cm, geboren.
Im Krankenhaus klappte das Stillen zunächst kaum. Der Kleine bekam meine Brustwarzen nicht zu fassen bzw. verlor sie rasch wieder, regte sich dann sehr schnell auf und schrie. Krankenschwestern und Hebammen versuchten, mir beim Anlegen zu helfen, was aber auch nicht glückte. Die Schwestern meinten, ich hätte recht kleine Warzen. Da mein Sohn bereits am 2. Tag über 10 % Gewicht verloren hatte, musste ich abpumpen und per Fingerfeeding füttern. Bis zum Milcheinschuss am vierten Tag wurde HA pre zugefüttert. Jedesmal vor dem Fingerfeeding versuchte ich zu stillen. Manchmal klappte es, oft brach ich jedoch ab, nachdem das Baby 20 min verzweifelt die Brust angeschrien hatte. Wenn er an der Brust saugte, dann in korrekter Stellung (weit geöffneter Mund, umgestülpte Lippen usw.), aber so gierig und fest, dass es für mich ziemlich schmerzhaft war.
Zu Hause ging es so weiter. Die häufigen missglückten Stillversuche belasteten mich. Die Freude über geglückte Versuche wurde durch die minutenlangen Schmerzen beim Ansaugen getrübt. Wunde Warzen hatte ich allerdings kaum.
In dieser Situation empfahl mir meine Hebamme, Stillhütchen zu verwenden. Sie brachten für beide Probleme schlagartig Besserung: Mein Baby konnte gut an der Brust trinken und ich hatte keine Schmerzen mehr.
Da ich aber gelesen habe, dass man Stillhütchen nur vorübergehend als "Notlösung" einsetzen sollte, habe ich versucht, wieder ohne auszukommen. Wenn mein Baby aufmerksam und noch nicht allzu gierig ist, lege ich es ohne Hütchen an. Oder ich lasse es einige Minuten mit saugen und versuche das Hütchen dann zu entfernen. In beiden Fällen habe ich kaum Erfolg: Das Kind saugt, wenn überhaupt, wenige Sekunden, maximal mal 1 bis 2 Minuten. Meist beginnt es aber sofort unruhig zu werden und dann schnell auch verzweifelt zu schreien.
Dies entmutigt mich ziemlich. Ich frage mich, was schlimmer ist: Langfristig Stillen mit Hütchen oder das Kind immer wieder zu frustrieren?!
Wie wahrscheinlich ist es, dass durch die Hütchen die Milchmenge zurückgeht? Im Moment scheint sie ausreichend zu sein. Wird durch das Saugen mit Hütchen auch die positive Wirkung des Saugens auf die Mundmuskulatur eingeschränkt?
Und, auf der anderen Seite: Leidet mein Sohn nicht darunter, wenn ich ihn durch das Anbieten der Brust ohne Hütchen immer wieder frustriere und sein Bedürfnis zu trinken immer erst mit Verzögerung - dann, wenn ich eben doch wieder das Hütchen aufsetze - erfūlle?
Frage vom 20.06.2014
Aus der Erfahrung heraus finde ich, dass Sie aktuell genau den richtigen Weg einschlagen. Das Stillhütchen ist für Sie beide eine echte Hilfe und ermöglicht es Ihnen, Stillen und Muttermilchgabe fortzusetzen. Voraussetzung für eine gute Stimulation an der Brust und effektives Nutzen der Muskulatur ist, dass Ihr Sohn trotz Hütchen so stillt, das er die weite Mundöffnung mit umgestülpten Lippen an der Brust hat. Es ist richtig, dass bei Nutzung des Stillhütchens ein Blick auf die gleichmässige Gewichtszunahme Ihres Kindes folgen sollte. In Wachstumsschüben kann zusätzliches Pumpen nötig sein. Gleichzeitig macht es Sinn, dass Sie Ihren Sohn immer mal wieder auch ohne Hütchen anlegen, allerdings nur zu Zeiten, wo Sie beide entspannt sind, er noch nicht zu hungrig und ausreichend Ruhe da ist. Gerade jetzt im Sommer gibt es besonders viele Möglichkeiten, wenn Sie beide viel Haut-an-Haut-Kontakt (richtig schön nackt…) geniessen und Ihr Sohn vielleicht den Weg zur Brust selber findet ohne Druck und Zwang. Haut-zu-Haut-Kontakt fördert die Ausschüttung von unseren wichtigen Stillhormonen und bringt Sie beide liebevoll näher. Mit 10-12 Wochen machen die Kinder einen Entwicklungsschub, die Mundmuskulatur wird kräftiger und sie zeigen sich auch nochmals kompetenter an der Brust; es ist ein guter Zeitpunkt, das Stillhütchen immer mal wieder wegzulassen. Falls Ihnen das Weglassen des Hütchens absolut wiederstreben sollte, ist es meist sinnvoller sich das einfach ehrlich zuzugestehen. Alles Gute, Inken Hesse, Hebamme
Antwort vom 22.06.2014