6 Monate nach der Geburt: Habe ich eine Depression?
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ich frage mich langsam ob ich an einer postnatalen Depression leide. Meine Tochter wird diesen Monat 6 Monate alt und ich liebe sie mehr als alles. Ich wollte Mutter werden und habe mich die ganze Schwangerschaft lang auf mein Baby gefreut. Auch als sie auf der Welt war, war ich total überwältigt und bin es noch jetzt. Ich liebe sie wirklich bedingungslos und versuche ihr alles zu geben was sie braucht um glücklich zu sein.Außerdem habe ich einen tollen Partner, der mich unterstützt und sich liebevoll um unsere Tochter kümmert. Meine Mutter kommt außerdem fast jeden Tag zu uns (am Anfang, ersten 3 Monate war ich fast jeden Tag bei meinen Eltern) und hilft mir mit dem Kochen und dem Haushalt. Soviel zu den Randbedingungen. Nun ist es alerdings so, dass ich mich schleichend immer mieser fühle. Ich habe kaum noch Spaß an alltäglichen Dingen, geschweige denn, dass ich mich auf etwas bestimmtes freue. Und wenn doch, bin ich am Ende enttäuscht weil es nicht wie erwartet war. Meinen Freunden und Familienmitgliedern sage ich ständig ab, alles erscheint mir sehr anstrengend. Ich habe das Gefühl total kraftlos zu sein. Und mich plagt es sehr, dass meine Grübelei höchstwahrscheinlich auch mein Baby negativ beeinflusst. Es ist ein böser Teufelskries. Ich mache mir ständig totalen Druck um für meine Kleine zu "funktionieren". Meine Mutter und ich haben ein sehr enges Verhälnis wir lieben uns aber können auch unglaublich streiten. Wenn ich ihr von meinen Gefühlen erzähle, sagt sie: Ich hatte früher niemanden und musste auch noch arbeiten. Du wohnst in einer tollen Wohnung, hast einen tollen Mann und ein wunderschönes Baby, was willst du eigentlich?! Gehts dir zu gut oder was?! Also sie meint ich jammere zu viel und ich zerstöre mit meinem "Selbstmitleid" das Leben meines Mannes. Ich mag einfach irgendwie nicht mit der Kleinen alleine sein. Ich versuche es immer herauszu zögern, dass meine Mutter geht. Meine Mutter hat aber auch einen total komischen Rythmus. Sie kann meist Nachts nicht schlafen und geht dementsprechend früh ins Bett, meistens schon gegen 17 Urh und ist dann in Abständen immer wieder wach, deshalb bleibt sie fast nie länger als 13 Uhr. Die Zeit bis mein Mann dann nach Hause kommt erscheint mir dann unglaublich lang, ich weiß mich irgendwie nicht mit dem Baby zu beschäftigen. Ich spiele mit ihr und trage sie viel rum aber nach und nach weiß ich nicht mehr was ich machen soll und ich habe ein riesen schlechtes Gewissen. Sie kann sich aber auch nicht lange mit sich selbst beschäftigen wenn ich sie auf ihre Krabbeldecke lege und ich ein Spielzeug zum "untersuchen" gebe hältdas ganze höchstens 10 Minuten. Ich bin seit der Geburt sehr empfindlich geworden, sonst erlebte ich mich als sehr taff und hart im Nehmen. Auch noch vor der Geburt dachte ich "das schaffst du schon" klar hatte ich Angst aber ich hab auf mich und meine Kräfte vertraut. Dieses Selbstvertrauen ist fast weg. Wenn ich mich nur in den kleinen Fingerschneide, hab ich das Gefühl, ich müsste einen Notarzt rufen. Auch gefühlsmäßig ist es das selbe, ich bin ständig wegen allem eingeschnappt und traurig. Versteh auch nicht mehr wirklich Spaß, vor allem nicht auf meine Kosten. Das ging früher auch besser. Hab ständig Kopfschmerzen und bin immer unsicher und habe Schuldgefühle gegenüber meinem Baby. Wenn mein Mann oder meine Mutter sie mal trägt und mir abnimmt, fühle ich mich sofort schuldig weil ich denke, das ist doch dein Job, bestimmt vermisst sie dich und du sitzt hier rum. Aber manches muss man doch auch mal abgeben oder? Kontakt zu anderen Müttern schiebe ich immer auf, soziale Kontakte erscheinen mir unglaublich anstrengend. Ich will am liebsten keinen sehen außer meinem Mann und meiner Mutter und selbst die nerven mich langsam. Einen Tag bin ich super gut drauf, den nächsten depressiv, nichts macht mehr Sinn. Es ist so als müsste ich mich jeden Tag aufraffen um neu durchzustarten. Hatte bis jetzt noch keinen Abend mit meinem Mann alleine oder auch mal ganz alleine bzw mit einer Freundin. War immer nur Zuhause weil die Kleine die Flasche nicht wollte . Mittlereile nimmt sie die Flasche seit 2 Wochen aber ich habe immer ein schlechtes Gewissen sie bei jemand anderem zu lassen. Also auch bei Papa oder Oma, ein anderer würde für mich sowieso nicht in Frage kommen. Ich habe große Angst meine Stimmungsschwankungen auf mein Kind zu übertragen. Was ist bloß mit mir los? So sensibel und nervlich am Ende kenne ich mich gar nicht. Ist das eine Depression oder nur die normale "Müdigkeit" einer Mutter im ersten Jahr? Bin verzweifelt. Ach und die Geburt war ziemlich schwer, eine Einleitung. Nach einer Stunde war mein Baby da. Bin ziemlich stark gerissen, mit 18 Stichen genäht worden. Für mich eine traumatische Erfahrung. Ich freue mich sehr über eine Antwort
Frage vom 20.12.2014
Zum einen habe ich den Eindruck, Sie leben recht isoliert. Ihre Mutter kommt und unterstützt Sie, Ihr Ehemann ist da, aber Sie schreiben nichts von Freundinnen, Nachbarn, Mutter-Kind-Gruppe, Babyschwimmen oder ähnlichen Aktivitäten. Wenn nicht Ihre Mutter oder Ihr Partner da sind, dann sind Sie alleine mit Ihrer Kleinen, obwohl Sie nicht gerne allein sind und sich eher unwohl fühlen, wenn Ihr Mutter Sie und Ihre Tochter am Mittag alleine lässt. Beim Versuch, mit Ihrer Mutter zu reden sind Sie ein bisschen "abgeblitzt", Ihre Mutter hat Ihre - vermeintlich viel "bessere"- Situation mit ihrer eigenen verglichen. Das war sicher nicht böse gemeint, Ihre Mutter wollte Sie aufmuntern und unter "gesunden" Verhältnissen hätte das vielleicht auch geklappt. Es sind aber eben durchaus depressive Elemente zu erkennen bei Ihnen und da ist eine Mutter meist zwar eine wichtige Stütze aber sie kann sicher keine wirksame Therapie leisten.
Ich empfehle Ihnen, sich mal die Internetseite von "Schatten und Licht" anzuschauen, insbesondere die Fragebogen zur Selbsteinschätzung unter http://www.schatten-und-licht.de/index.php/de/epds-test-zur-selbsteinschaetzung. Führen Sie den Test durch und wenden Sie sich an eine der Beraterinnen, die auf der Seite angegeben sind. Im Idealfall gibt es eine in Ihrer Nähe, ansonsten rufen Sie ruhig auch eine an, die weiter entfernt ist, die kann Ihnen evtl mit Adressen/ AnsprechpartnerInnen in Ihrem Umkreis helfen.
Sie könnten sich auch an Ihre Hebamme oder FÄ wenden, leider kommt es allerdings öfter vor, dass frau nicht auf Verständnis stößt, sondern eher "abgewimmelt" wird, weil die Tragweite der "Verstimmung von der eigenen FÄ nicht erkannt wird, daher empfehle ich eher die Expertensuche über "Schatten und Licht". Zögern Sie auch nicht zu lange - ich weiß, dass oft schon das "Aufraffen" schwer fällt, aber den ersten, wichtigen Schritt haben Sie schon getan, indem Sie Ihr Befinden in Worte gefasst und uns geschrieben haben. Jetzt sollten Sie dran bleiben, um weiter zu kommen auf dem Weg der Genesung.
ich wünsche Ihnen viel Kraft, um Ihren Alltag zu meistern und viel Erfolg bei der Suche nach eineR geeigneten TherapeutIn - ich bin sicher, dann geht es wieder bergauf! Alles Liebe und Gute für Sie und Ihre Familie!
Antwort vom 21.12.2014