Was stimmt nicht mit mir?
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Lange bin ich schon am rätseln was mit mir nicht stimmen könnte. Zur Vorgeschichte :
Ich habe im Mai 2016 meine Tochter nach 40 Stunden Wehen per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Die Geburt war für mich sehr anstrengend und ich habe mich zeitweise in meinem Selbstbestimmungsrecht sehr eingeschränkt und ausgeliefert gefühlt.
Auch war es für mich sehr schwer zu akzeptieren "Patient" zu sein, da ich beruflich Krankenschwester bin. Ich habe selbst während die mir gelegte PDA aufgespritzt wurde meinen Monitor überwacht und hatte panische Angst vor Komplikation die auftreten könnten. Ebenso erging es mir auf der Intensivstation auf die ich für einige Zeit verlegt wurde im Rahmen der postoperativen Überwachung. Ich habe es als Fluch gesehen alle Komplikationen und Risiken zu kennen und es hat mich sehr beunruhigt.
Ich habe die Sectio gut überstanden und war ein paar Stunden danach wieder mobil. Es ging mir gut. Nach 4 Tagen sind meine Tochter und ich nach hause entlassen worden. Leider musste mein mann direkt nach 2 Tagen zuhause wieder arbeiten, sodass ich meine Tochter tagsüber allein versorgt habe was für mich zu diesem Zeitpunkt aber kein Problem darstelle. Das Stillen klappte nicht gut, daher habe ich 2 stündlich abgepumpt nach Absprache mit meiner Hebamme. Leider entwickelte ich am 7. Tag eine Brustentzündung mit Fieber. Woraufhin mir meine Gynäkologin staphylex, ein Antibiotikum verordnete. 10 Tage nach der Geburt hatte ich mit einem mal gegen Abend plötzlich starke Atemnot, Unruhe, enge im Brustkorb, schlimmen Schwindel und das Gefühl wie durch einen Schleier zu sehen. Mein Mann brachte mich ins Klinikum. Seitens der Gynäkologie wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Es bestand der Verdacht einer Lungenembolie, welche durch ein CT ausgeschlossen werden konnte. Auch das Blutbild zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Meine Symptome besserten sich und ich habe sie unter "einfach übernommen, zu wenig getrunken, vielleicht vertrage ich das staphylex nicht" verbucht. Wenige Tage später begann es von vorn. Dieses Gefühl von Atemnot, Schwindel, enge im Brustkorb und das Gefühl gleich zu kollabieren überkam mich in unterschiedlichsten Situationen. Vermehrt beim Auto fahren, aber auch einfach zuhause oder bei Besuch meiner alten Arbeitsstelle. Meine Hebamme gab mir ein pflanzliches Beruhigungsmittel und den Rat die Situationen in denen es Auftritt nicht zu meiden. Meine Gynäkologin konnte sich auch keinen Reim auf diese Symptomatik machen. Eine ganze Zeit war es wieder besser. Nun ist meine Tochter knapp 8 Monate und es treten wieder diese Symptome auf. Ich war bei meiner Hausärztin in der Hoffnung das diese vielleicht eine Lösung oder Erklärung dafür hat. Allerdings war auch dieses Mal mein Blutbild vollkommen unauffällig. Sie verschrieb mir Effortil, ein Medikament welches bei Hypotonie helfen soll. Allerdings ist mein Blutdruck in der Norm wenn diese "Attacken" auftreten. Auffällig ist das es mich häufig gegen Nachmittag überkommt. Ich kann mir selbst keinen Reim mehr darauf machen. Versuche in den Momenten wo es kommt, mich abzulenken, etwas zu trinken, an die Luft zu gehen. Allerdings ist bald mein Elternjahr vorbei und ich habe Angst das es sich auf meiner Arbeit auch so stark äußern könnte. Ich weiß, es bleibt mir nichts anderes übrig als es auf mich zukommen zu lassen, dennoch beunruhigt mich die Tatsache das ich ständig diese Kreislaufattacken habe und es keine Erklärung dafür gibt. Ich habe vor der Geburt meiner Tochter nie solche Probleme gehabt und es belastet mich stark das ich in meiner persönlichen Belastbarkeit momentan so eingeschränkt bin. Ich bin 23 Jahre alt und habe keinerlei Vorerkrankungen. Vielleicht haben Sie eine Erklärung, haben so etwas zuvor bei anderen Frauen beobachtet und können mir helfen.
Danke im Voraus und herzliche Grüße
Frage vom 09.01.2017
Meine Theorie: Sie hatten schon vor der Geburt Ihres Kindes eine latente Angststörung, die Sie jedoch durch Kompensationsmechanismen gut unter Kontrolle hatten. Durch das Erleben der Einschränkung des Selbstbestimmungsrechtes während der Geburt sind Ihre nützlichen Mechanismen ein stückweit außer Kraft gesetzt worden. In der Folge kommt es jetzt zu Panikattacken, von denen Sie jedoch überwiegend die dafür typischen, körperlichen Begleiterscheinungen wahrnehmen. Da diese recht heftig sind, erscheint es für Sie und die behandelnden Ärzte logisch nach körperlichen Ursachen zu suchen.
Was es so schwer macht Panikattacken als solche einzuordnen ist, dass sie oft unabhängig von Angst, als rein körperliche Erscheinung auftreten. Die Angst folgt dann eher als Furcht, dass so ein Anfall wieder auftreten könnte.
Wenn schon vorher Ängste bestanden, wie bei Ihnen, ist der Zusammenhang besondes schwer zu erkennen, weil Sie Ihre Ängste ja gut kennen und damit auch bislang gut umgehen konnten. Beunruhigend ist das neu hinzu gekommene körperliche. Die körperlichen Untersuchungsergebnisse mit normalen Befunden stellen dann alle (Sie und Ihre Ärzte) vor ein Rätzel.
Was wahrscheinlich keine Besserung bringt, ist die Behandlung einzelner Beschwerden, wie beispielsweise die Einnahme von Effortil gegen das Schwindelgefühl.
Falls meine Theorie stimmen sollte, wäre es wichtig, dass Sie sich professionelle Hilfe bei Psychotherapeuten/Psychiatern suchen, bevor Sie in Erwägung ziehen wieder arbeiten zu gehen (also möglichst bald). Auf der einen Seite ist es schwierig überhaupt Termine zu bekommen, auf der anderen Seite wäre es wichtig jemanden zu finden der/die spezialisiert ist auf die Behandlung/Therapie von Angst/Panik und idealerweise auch auf Traumafolgestörungen, weil dem häufig ein als traumatisch empfundenes Erlebnis zu Grunde liegt, was nicht aufgelöst wurde. Hier hilft nur Hartnäckigkeit und Geduld. Was den ganzen Prozess abkürzen kann ist, wenn Sie zumindest die erste Abklärung als Privatpatientin vornehmen lassen.
Sie haben zwar auch als gesetzlich Versicherte den Anspruch, aber was nützt das, wenn Sie den Anspruch nicht wahrnehmen können? Zwei, drei Stunden reichen für eine Orientierung wahrscheinlich aus und ich halte das für gut angelegtes Geld (ca. 150-200 Euro) wenn Sie dafür Sicherheit haben, welchen Weg Sie weiter verfolgen können. Im Fall, dass sich eine psychische Störung bestätigen würde, könnten Sie versuchen das Geld wieder zu bekommen von der gesetzlichen Kasse.
Falls Sie einen Test machen sollten (z.B. im Internet) ist zu beachten, dass dort oft nach Angst im Zusammenhang mit Panikattacken gefragt wird, dass es aber eben auch möglich ist, dass nur die körperlichen Beschwerden wahrgenommen werden und der Zusammenhang mit Ängsten nicht wahrnehmbar ist.
Perspektive: Eine Panikstörung ist gut behandelbar und oft verliert sie schon einen Teil ihrer Dramatik, wenn sie als solche erkannt wird. Sie haben es in Ihrem Leben bislang gut verstanden mit Ihren Ängsten umzugehen und sich Hilfe zu suchen, so dass Sie auch das sicher gut bewältigen werden.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, Monika Selow
Antwort vom 07.11.2022