schrilles Schreien, damit er bekommt was er will?
Es wurden noch keine Kommentare verfasst! Schreibe doch einen.
Kommentar verfassen- Zurück
- Übersicht: Hebammensprechstunde
Es wurden noch keine Kommentare verfasst! Schreibe doch einen.
Kommentar verfassenHebamme und Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin
Hebamme & Bloggerin
Familien-Hebamme, Schwangerschafts- & Wochenbettbetreuung
Hebamme sowie Still- & Trageberaterin
Geburtsvorbereitung & Wochenbettbetreuung
Wochenbettbetreuung & Ernährungsberatung
Hebamme & Autorin
Mein Mann und ich sind langsam am Verzweifeln. Unser kleiner Sohn (10 Monate alt) kreischte Abends beim zu Bett gehen schrill und lässt sich da so gut wie gar nicht mehr beruhigen, außer mit stillen. Ich stille ihn noch Abends vorm zu Bett gehen und Nachts wenn er wach wird. Aber seit zwei Wochen geht jetzt das Theater mit dem schrillen Schreien. Schmerzen scheint er keine zu haben, denn tagsüber ist er fröhlich und lebhaft, spielt und lacht. Dass er anfängt so schrill zu schreien passiert meist, wenn er an der Brust getrunken hat, dann zieht er fest an der Brust, dass er die Brustwarze verliert, lacht, fingert an der Brustwarze herum, nuckelt wieder und das ist für ihn dann einfach nur Spaß. Für mich allerdings nicht. Deshalb packe ich die Brust genervt ein und dann geht's Theater los, weil ich ihm die Brust quasi weggenommen habe. Er kann bis zu einer Stunde schreien und lässt sich durch nichts beruhigen. Auf dem Arm drückt er sich weg, schlägt uns mit seinen kleinen Händen ins Gesicht und kreischt. Ich habe schon das Gefühl, dass es eine Trotzhandlung ist, aber ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Das einzige was ihn nach ein paar Minuten beruhigt ist ihn wieder anzulegen und dabei schläft er meistens ein. Aber irgendwie habe ich die Befürchtung, dass uns das auf Dauer nicht weiter helfen wird, weil er ja so lernt dass er nur schrill schreien muss und dann bekommt was er will. Oder sehe ich das falsch?
Vielen lieben Dank für Ihre Hilfe und einen schönen Abend,
Frage vom 07.01.2019
Schreien ist Teil einer sehr umfassenden Ausdruckssprache eines Babys. Es zeigt damit Bedürfnisse, Emotionen und körperliche Zustände. Genau das macht auch Ihr Sohn. Es ist für alle Eltern oftmals problematisch diese Sprache zu entziffern und die richtigen Informationen daraus zu entnehmen. Gleichzeitig geben auch Sie Ihrem Sohn Informationen. Sie "packen Ihre Brust genervt ein" und haben außerdem das Gefühl, dass Ihr Kind Sie mit Ihrem Schreien manipulieren will und Sie instrumentalisiert, "weil er ja so lernt, dass…..". Ihre Gedanken und "Sorgen" sind spürbar für Ihr Kind und Ihr Kind gibt Ihnen darauf eine Antwort. Es macht ihm Angst, dass Sie sein gewohntes Ritual "ich darf an der Brust einschlafen" wegnehmen und entsprechend und auch verständlicherweise wehrt er sich, wenn dieses Bedürfnis nicht erfüllt wird. Genauso spürt er Ihre Anspannung und das Genervtsein, wenn er trinkt und auch spielt an der Brust. Ein sehr normales Verhalten für ein 10 Monate altes Kind, allerdings fühlen Sie sich damit nicht wohl. Das ist in Ordnung so, aber Ihr widerstrebendes Gefühl ist spürbar für Ihr Kind, ohne dass Sie es selbst für sich geklärt haben. Diese Ambivalenz ist kaum auszuhalten für Kinder, denn sie verlieren damit den Kontakt zu Ihnen und zu sich selbst. Ich empfehle Ihnen also herauszufinden, Ihr eigenes inneres Gefühlsdurcheinander zu klären. Möchten Sie Ihren Sohn noch wertfrei in den Schlaf stillen oder lieber nicht? Glauben Sie wirklich, dass Ihr Kind Sie mit dem Schreien manipulieren will und was falsches lernt oder ist es nicht eher so, dass Sie für sich entscheiden sollten, wie und welche Art Sie Ihren begleiten möchten? Es geht einerseits um körperliche Bedürfnisse und um Sicherheit, aber auch um Autonomie. Was möchten Sie wann vermitteln und zulassen? Anstatt sich nach dem alten Glaubensätzen zu orientieren, dass ein Kind nicht ständig alles kriegen darf, da es sonst verzogen wird, ist es für jede Familie viel sinnvoller zu schauen, was jeder einzelne für Bedürfnisse hat und diese überein zu bringen. Wenn Sie merken, dass es Ihnen nicht gut tut, Ihren Sohn so abends in den Schlaf zu begleiten, dann stehen Sie dazu ohne dieses Unmutsgefühl auf Ihren Sohn zu schieben. Finden Sie einen anderen Weg heraus zur Begleitung, den Sie mit aller Aufmerksamkeit und Achtsamkeit verfolgen können. Das gibt Ihrem Sohn eine aufrichtige Antwort auf seine Bedürfnisse, die er besser einordnen kann. Alles Gute, Inken Hesse, Hebamme
Antwort vom 14.01.2019