Ist die vorsorgliche Einnahme von ASS nach einer Fehlgeburt sinnvoll?
https://www.apotheken.de/news/13189-ass-verhilft-zum-wunschkind
Ich selbst habe nach zwei Fehlgeburten und drei Jahren überfüllten Kinderwunsch direkt nach dem positiven Test mit der Einnahme von ASS mit 50mg gestartet. Natürlich in Absprache mit meinem Arzt. Ab der 12. Woche habe ich das Medikament langsam und über mehrere Wochen ausgeschlichen. Auch wieder in Absprache mit meinem Arzt. Es mag Zufall sein oder nicht: beide Schwangerschaften, in denen ich so vorgegangen bin, waren erfolgreich. Ich habe zwei gesunde Kinder bekommen und ASS könnte mir geholfen haben. KÖNNTE, aber das reicht mir...
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ich bin inzwischen in der 16 SSW. Da ich im Januar eine Fehlgeburt in der 8 SSW hatte wurde mir in dieser Schwangerschaft von meiner Frauenärztin vorsorglich Ass 100 tgl. verschrieben. Das nehme ich nun seit Beginn der Schwangerschaft. Allerdings wurde bei mir nie festgestellt, warum ich die Fehlgeburt hatte und nur vorsorglich Ass zu nehmen, finde ich Wahnsinn. Nun überlege ich mir das Ass einfach abzusetzen. Wie schätzen sie die vorsorgliche Einnahme von Ass ein? Und wäre es ratsam das Ass einfach so jetzt abzusetzen?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Frage vom 17.06.2020
Die meisten Fehlgeburten sind schicksalhaft und eine Ursache ist nicht feststellbar. Nur ungefähr die Hälfte der Befruchtungen führt auch zu einem Kind. Häufigste Gründe dafür, dass eine Schwangerschaft nicht intakt ist, sind zufällig auftretende genetische Defekte, die bei der Verschmelzung von Ei und Samenzelle bzw. bei der Kombination des Erbgutes von Mutter und Vater in ein neues Erbgut passieren. Dagegen gibt es keine vorsorgliche Behandlung. Auch gegen einen ungünstigen Einnistungsort hilft keine vorsorgliche Maßnahme. Nach EINER Fehlgeburt wird daher NICHTS empfohlen, weder an Diagnostik, noch an Therapie.
Anders kann es aussehen, wenn eine Grunderkrankung bei der Frau vorliegt. Beispielsweise kann bei bestimmten Gerinnungsstörungen die Einnahme von Blutverdünnern sinnvoll sein. Obwohl auch ASS blutverdünnend wirkt, wird dabei meist ein anderes Mittel gegeben, das gespritzt werden muss, um einer Thrombose bei der Frau vorzubeugen. Die Hoffnung, dass sich dadurch die Fehlgeburtsrate senken lässt, hat sich in Studien jedoch nicht erfüllt.
Die aktuellen Leitlinien sagen zur Einnahme von ASS bei wiederholten Fehlgeburten (WSA):
"Bei Frauen mit WSA soll eine Acetylsalicylsäure-Therapie zur Abortprophylaxe nicht durchgeführt werden.
Sie stützen diese Empfehlung auf sorgfältig durchgeführte Studien, die keine positiven Effekte auf die Fehlgeburtsrate durch die vorsorgliche ASS-Gabe feststellen konnten.
Was Ihre Ärztin dazu bewogen hat Ihnen die ASS-Einnahme trotzdem zu empfehlen, kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht sprechen Sie mit Ihr darüber nochmal. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten Nutzen und Nebenwirkungen für ASS besonders gut abgewogen werden. Wenn kein Nutzen nachgewiesen ist ist jede Medikamenteneinnahme kritisch zu sehen. Bei ASS kommt hinzu, dass im letzten Schwangerschaftsdrittel das Herz des Kindes mittels Doppler-US auf eine Störung der Entwicklung untersucht werden sollte, die vermehrt auftreten kann (vorzeitiger Verschluss des Ductus arteriosus ) und die Geburt durch Blutungsneigung beeinträchtigt werden kann. Die Entscheidung, ob und wie lange Sie das ASS weiter einnehmen, liegt bei Ihnen. Sinnvoll wäre jedoch Ihre Ärztin zu informieren, wenn Sie die Einnahme beenden.
Alles Gute für die weitere Schwangerschaft, Monika Selow
Antwort vom 19.06.2020