menü
Mütterpflegerin

Mütterpflege: hilfreiche Unterstützung nach der Geburt

Mütterpflegerin Nina Schubert
Bildquelle: Nina Schubert
Expertinnen-Interview
mit Mütterpflegerin Nina Schubert
IT'S A MUM - Mütterpflege & Wochenbettbegleitung Stuttgart

„Babys brauchen Liebe und Pflege – aber Mütter auch“, betont Nina Schubert. Sie ist Mütterpflegerin in Stuttgart und bietet Müttern und ihren Familien Unterstützung, Begleitung und Hilfe in der heraus- und teilweise überfordernden Zeit der Schwangerschaft, im Wochenbett und danach. Ein Beruf, der zum Glück im Kommen ist. Was genau Mütterpflege bedeutet und wie ihr eine Mütterpflegerin findet, erfahrt ihr jetzt.

  • babyclub.de: Liebe Frau Schubert, schön, dass Sie dieses Interview mit uns machen! Was genau ist denn Mütterpflege und wie unterscheidet sich Ihr Leistungsspektrum von dem der Hebamme, der Doula oder dem einer klassischen Haushaltshilfe?
Nina Schubert: Ich habe eine Weiterbildung zur professionellen Mütterpflegerin absolviert und meine Arbeit beginnt im Prinzip da, wo die der Hebamme aufhört oder die Hebamme keine zeitlichen Kapazitäten mehr hat – ich ergänze sie also im nicht-medizinischen Bereich.
Aber ich unterstütze auch emotional wie die Doula und im Haushalt wie die Haushaltshilfe. Allerdings verstehe ich meine Aufgabe hauptsächlich darin, Müttern den „Rücken freizuhalten“, ihren Stress zu minimieren, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Nämlich das Ankommen in einer neuen Lebensphase, das Kennenlernen ihres Babys und vor allem die Regeneration nach der Geburt.

  • babyclub.de: was genau sind Ihre Aufgaben als Mütterpflegerin?
Nina Schubert: Ich helfe Wöchnerinnen beispielsweise bei der Versorgung ihres Säuglings oder beim Entspannen. Das kann z.B. mal eine Kopf- und Nackenmassage sein, das Zeigen beruhigender Bauchmassagehandgriffe bei einem nervösen Babybäuchlein oder das Beaufsichtigen des Säuglings, damit die Mutter nach einer unruhigen Nacht tagsüber etwas Schlaf nachholen oder ausgiebig duschen kann.
Ich nehme mir Zeit, wenn das Stillen noch nicht ganz reibungslos läuft und unterstütze beim Anlegen, auch wenn es ein wenig länger dauert.
Ich bin da, um einfühlsam auf alle Unsicherheiten, Gedanken, Ängste und Freuden einzugehen, übernehme aber auch Apothekengänge oder Einkäufe.
Zudem weiß ich durch meine Ausbildung, auch wenn diese keine medizinische war, u.a. wie ein Milchstau sich bemerkbar macht und was man dagegen tun kann, dass Fieber im Wochenbett oft keine harmlose Grippe ist und wann ich eine Mutter auffordern sollte, ihre Hebamme, den Kinderarzt oder die Gynäkologin aufzusuchen.
Ich schaffe dabei einen vertrauensvollen Raum, in dem die Frauen sich wohl fühlen können. Mir ist dabei völlig bewusst, dass ich in den Familien Teil einer hochsensiblen Lebensphase bin.
Zusammengefasst gesagt ist meine Unterstützung also supervielseitig und variiert komplett, je nach den Bedürfnissen und Anforderungen der Mutter und der Familie.

  • babyclub.de: aus welchen Gründen werden Sie in der Regel beauftragt?
Nina Schubert: In der Schwangerschaft z.B. bei vorzeitigen Wehen und angeordneter Bettruhe, oder bei Hyperemesis gravidarum etc. Im Wochenbett bei erheblichen körperlichen Einschränkungen, beispielsweise nach einem Kaiserschnitt oder einer Dammnaht, bei starken Rückenschmerzen oder immer wiederkehrende Milchstaus, die ja häufig durch Stress verursacht werden. Bis zu einem Jahr nach der Geburt z.B. bei einem Krankenhausaufenthalt der Mutter oder anderen physischen und psychischen „Einschränkungen“. Je nach Schwere der Indikation und Verordnung komme ich meistens zunächst für vier Wochen – Familien können mich jedoch auch privat beauftragen, so lange und so oft sie möchten.

  • babyclub.de: worin brauchen die Mütter Ihrer Erfahrung nach am meisten Unterstützung?
Nina Schubert: Eine Mutter die ihr erstes Kind bekommen hat tut sich häufig schwer mit der kompletten (Lebens-)umstellung und mit dem „Verstehen“ des Säuglings – was möchte das Baby? Was braucht es jetzt? Wieviel ist zu viel? Wieviel zu wenig? Und eine Mutter, die bereits Kinder hat, zerreißt sich oft in dem Versuch, den Bedürfnissen aller gerecht zu werden inklusive ihrer eigenen. Eines haben jedoch alle gemeinsam: Müttern fällt es häufig schwer, sich Zeit zu geben. Zeit anzukommen, hinzufühlen, zu regenerieren, das Neue kennenzulernen. Einfach mal Liegenbleiben, die Bude so zu lassen wie sie ist und den Besuch von Freunden und Familie um ein paar Wochen zu verschieben.

  • babyclub.de: warum sind Mütterpflegerinnen so wichtig?
Nina Schubert: Häufig gehen Väter recht schnell nach der Entbindung wieder arbeiten. Die Familie, die früher „um’s Eck“ wohnte und üblicherweise unterstützt hat, lebt heute oft weit weg und auch der Freundeskreis ist mit anderen Dingen beschäftigt. So kommt es, dass Mütter viel zu früh und zu schnell zurück in den Alltag finden müssen. Und das mit all den neuen Aufgaben und Herausforderungen. Und obwohl sie oft noch gar nicht wieder fit genug dafür sind. Außerdem haben die jungen Mütter häufig das Gefühl, ihr Umfeld erwarte, dass sie möglichst schnell wieder alles wuppen, gut aussehen, in ihre alten Klamotten passen und glücklich lächelnd ihr Neugeborenes „ausführen“. Doch die Zeit des Wochenbettes dauert eigentlich länger – jetzt eine Mütterpflegerin unterstützend und umsorgend um sich zu haben, die einem hierfür den Raum schafft und sowohl mit fachlichem Rat als auch mit Taten zur Seite steht, ist enorm viel Wert.

  • babyclub.de: wer hat Anspruch auf eine Mütterpflegerin?
Nina Schubert: Grundsätzlich kann jede Frau eine Haushaltshilfe in Form einer Mütterpflegerin bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse beantragen, wenn die gesetzliche Grundlagen nach § 24 h SGB V oder § 38 SGB V zum Antragszeitpunkt erfüllt sind.
Die Krankenkassen unterscheiden hier zwischen Haushaltshilfe bei Schwangerschaft und Entbindung (§ 24h SGB V) und im Krankheitsfall (§ 38 SGB V). Hierfür muss die versicherte Person bestimmte Voraussetzungen erfüllen:
• mindesten ein im Haushalt lebendes Kind unter 12 Jahren
• gesetzlich krankenversichert (bei privaten Kassen muss die Kostenübernahme gesondert angefragt werden)
• keine andere im Haushalt lebende Person, die in dem Zeitraum den Haushalt weiterführen kann (Mann ist bspw. arbeiten).

  • babyclub.de: und was kostet eine Mütterpflegerin?
Nina Schubert: Die derzeit üblichen Stundensätze bewegen sich in Deutschland durchschnittlich zwischen 30 € und 50 € pro Stunde. Die Krankenkasse kann unter bestimmten Voraussetzungen und entsprechender Indikation, die der Arzt, die Klinik oder die Hebamme feststellt, teilweise oder sogar komplett die Kosten übernehmen.

  • babyclub.de: wie finden Frauen eine Mütterpflegerin und gibt es viele in Deutschland?
Nina Schubert: Noch gibt es nicht viele Mütterpflegerinnen in Deutschland, aber es werden stetig mehr. Im Gegensatz zu den Niederlanden, wo die „Kraamzorg“ gesetzlich verankert ist und automatisch in jeden Haushalt nach der Geburt eines Kindes zur Unterstützung kommt. Davon sind wir leider noch weit entfernt. Wünschenswert wäre es, wenn die Hilfe einer Mütterpflegerin im Wochenbett, aber auch als Präventivmaßnahme für langwierige Gesundheitsbeeinträchtigungen, anerkannt werden würde – insbesondere von den Krankenkassen – um damit den Zugang zu dieser Unterstützung zu vereinfachen.
Frauen finden uns am besten im Internet. Zum Beispiel über Websites, die eine bundeslandabhängige Suche anbieten wie z.B. www.wochenpflege.de oder www.muetterpflege-deutschland.de. Wobei diese sicher nicht alle Mütterpflegerinnen in Deutschland aufführen, sondern nur Mitglieder.

  • babyclub.de: Frau Schubert, können Sie uns einmal von einem Ihrer „Einsätze“ berichten?
Nina Schubert: Gerne. Ich habe gerade eine Mutter begleitet, bei der die ersten Wochen mit ihrem ersten Kind sehr fordernd waren – der Kleine schrie viel und hatte schwer mit dem Bäuchlein zu kämpfen. Die Nächte waren superunruhig und so hatte die Mutter oft ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen, wenn ihr Baby weinte und sich nur schwer bis gar nicht beruhigen lies.
Wir führten viele Gespräche – frischgebackene Mütter sind mit so vielen Themen allein. Ich nahm ihr das Baby ab, sodass sie mal in Ruhe duschen und etwas Schlaf nachholen konnte, ich leitete sie zur Babymassage an und habe auch sie zur Entspannung massiert. Nach gut zwei Wochen war die Situation bereits um einiges entspannter. Die gesamte Familie war viel, viel ruhiger geworden, die Mutter deutlich besserer Stimmung. So ein „Ergebnis“ ist für mich immer eine bereichernde Erfahrung, weil ich wirklich helfen konnte. Aus diesem Grund bin ich auch Mütterpflegerin geworden. Mich hat diese unglaubliche Verbindung zwischen Mutter und Kind schon immer fasziniert – dass die aber nicht immer von Anfang an einfach so da ist und Zeit und Raum braucht um zu entstehen, habe auch ich selbst in der ersten Zeit mit meinem Baby lernen müssen.

  • babyclub.de: Frau Schubert, herzlichen Dank für das Gespräch!

Weiterlesen:
Die ersten Wochen nach der Geburt
Nachsorge von der Hebamme
Infektionen im Wochenbett

Hebammenrat:

Hallo, die Wochenbett-Depression ist zu unterscheiden von einem Stimmungstief im Wochenbett (Babyblues). Letzteres tritt oft ein paar Tage nach der Geburt auf ... Weiterlesen ...

Hallo, wenn Sie schon einmal eine Wochenbettdepression hatten, haben Sie eine erhöhte Wahrscheinlichkeit nochmals betroffen zu sein. Es kann aber auch sein, d... Weiterlesen ...

-Verhüten können Sie im Wochenbett mit der Pille (ab der ersten Monatsblutung nach der Geburt), mit der Minipille, wenn Sie stillen, mit Kondomen, mit dem Dia... Weiterlesen ...

Meinungen aus der Community:

  • Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto
    Hallo zusammen! Ich besuche zurzeit die Höhere Fachschule für Gesundheit im Ausbildungsgang Pflege mit Ausrichtung Kinder, Jugendliche, Frauen und Fami...
  • Profilfoto  Kotenkram
    Gut vorbereitet fürs Wochenbett Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen können ganz schön trubbelig sein. Ein neuer Rhythmus muss erst gefunden werden un...
  • Profilfoto  Schneewittchen87
    So langsam sollte ich mich mal an den Gedanken gewöhnen bald wieder Binden gebrauchen zu müssen, wobei ich eigentlich nur Tamponträgerin bin. Deswegen kenn i...

Es wurden noch keine Kommentare verfasst! Schreibe doch einen.

Kommentar verfassen
Leben mit Baby - frage unsere Hebammen!