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Teilzeitausbildung

Ausbildung für Alleinerziehende
Teilzeitausbildung
STECKBRIEF

Name: Martien de Broekert
Firma: Sozialunternehmen a.l.s.o e.V.
Tätigkeit: Professional Certified Coach (PCC), Projektleiterin von AITA PLUS (Alleinerziehende in Teilzeitausbildung) und Sprecherin des Netzwerk Teilzeitausbildung Baden-Württemberg

Die Vereinbarkeit von Kind und einer regulären Berufsausbildung ist für Alleinerziehende fast unmöglich. Doch gerade für diese Eltern sind ein guter Job und finanzielle Unabhängigkeit besonders wichtig. Mit einer Teilzeitausbildung können auch sie sich beruflich qualifizieren. Deutschlandweit gibt es zahlreiche regionale Projekte, die Alleinerziehenden dabei helfen, einen solchen Ausbildungsplatz zu finden. Eines davon ist „AITA PLUS“ (Alleinerziehende in Teilzeitausbildung) aus Schwäbisch Gmünd. Wir haben mit der Leiterin der Initiative, Martien de Broekert, gesprochen.

Seit wann gibt es die Teilzeitberufsausbildung?

2005 wurde die Teilzeitausbildung gesetzlich verankert – jetzt, über zehn Jahre später, lernen bundesweit jedoch immer noch weniger als ein Prozent der Azubis in Teilzeit, dabei ist die potentielle Zielgruppe viel größer. 2014 waren knapp über die Hälfte aller jungen Mütter (rund 104.000) und etwa 37,6 Prozent aller jungen Väter (rund 22.000) im Alter von 16 bis unter 25 Jahren ohne Berufsabschluss, gingen weder zur Schule noch absolvierten sie eine Ausbildung.

Warum brauchen Alleinerziehende besondere Unterstützung?

Alleinerziehende, die eine Ausbildung anfangen möchten, haben viele Hürden zu überwinden. Zwei Drittel derer, die zu uns kommen, leben von Hartz IV und haben kaum eine Chance, auf „normalem“ Weg eine berufliche Qualifikation zu erlangen – der Alltag mit Kind fordert einfach ganz andere Gegebenheiten und bedeutet viel Organisationsaufwand. Mit einer Teilzeitausbildung können sie einen Beruf erlernen, für ihr Kind da sein und sich langfristig eine Existenz aufbauen.

Wie hilft „AITA PLUS“ konkret?

Wir helfen den jungen Müttern bei der Suche nach einem Teilzeitausbildungsplatz, bei der Organisation der Kinderbetreuung, unterstützen sie mit individueller Beratung und begleiten sie auch während der Ausbildung. Mit den Betrieben erarbeiten wir dazu passgenaue Angebote und beraten sie.

Melden sich bei Ihnen auch Männer?

Bisher noch nicht, Erziehung ist offensichtlich immer noch hauptsächlich ein Frauenthema. Das zeigen ja auch die Zahlen: Neun von zehn Alleinerziehenden sind Frauen. Die Zahl der alleinerziehenden Väter ist derzeit sogar rückläufig.

Sind Firmen familienfreundlicher geworden?

Ja, absolut. Aber mittlerweile wird diese Bereitschaft vom Fachkräftemangel getrieben, der 2008, als wir mit Teilzeitausbildungen angefangen haben, noch gar nicht im Fokus war. Und die Mütter sind ein echter Gewinn für die Unternehmen. Sie sind in der Regel sehr motiviert und verantwortungsbewusst und bringen aufgrund ihrer familiären Pflichten ein gutes Zeit- und Organisationsmanagement mit – sie stehen einfach schon mitten im Leben.

Warum wird „AITA Plus“ staatlich gefördert?

Die Initiative wird vom Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert, denn: Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung können Alleinerziehende von staatlicher Unterstützung unabhängig werden. Und sie sind für ihre Kinder ein ganz anderes Vorbild. Man kann sich zudem ausrechnen, dass auch Altersarmut für Alleinerziehende ein großes Thema werden wird – dem möchte der ESF vorbeugen.

Was möchten Projekte wie „AITA PLUS“ erreichen?

Wir alle wollen, dass Ausbildungen in Teilzeit genauso anerkannt und gefördert werden wie reguläre Ausbildungen. Unser Ausbildungssystem und die Unterstützungsmöglichkeiten sind in der Regel nur auf diejenigen zugeschnitten, die ganz normal nach der Schule eine Vollzeitausbildung machen. Diese Gegebenheiten passen somit übrigens auch (noch) nicht zu unserem gesellschaftlichen Anspruch des lebenslangen Lernens.

Wo gibt es Hilfe bei der Suche nach einer Teilzeitausbildung?

Wir haben mittlerweile zahlreiche Initiativen und Netzwerke, die Alleinerziehende bei der Suche nach einem Teilzeitausbildungsplatz unterstützen – in dem Bereich ist viel Bewegung. Leider existiert (noch) keine zentrale Website, die wirklich alle Angebote und Projekte aufführt. Aber es gibt einige Möglichkeiten, sich zu informieren:

  • mei den Beauftragten für Chancengleichheit der Arbeitsagenturen oder Jobcenter. Sie sind in der Regel gut informiert über Projekte in der Region
  • beim „Netzwerk Teilzeitberufsausbildung“. Das Netzwerk möchte die Teilzeitberufsausbildung bundesweit bekannt machen und als Regelausbildung etablieren. Auf den Seiten der Homepage gibt es unter anderem eine Auflistung der regionalen Ansprechpartner, sortiert nach Bundesland. Weitere Informationen: Netzwerk Teilzeitberufsausbildungen
  • beim Förderprogramm „Jobstarter“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es informiert über das Ausbildungsmodell und zeigt, wie es erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann. Weitere Informationen: Jobstarter
  • bei AITA PLUS (für Schwäbisch Gmünd und Umgebung)

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