Liebe Jennifer-kuefner,
Anders als eine Lebensmittelallergie ist Neurodermitis eine generelle, nicht spezifische Überempfindlichkeit des Immunsystems. Auslöser für neurodermitische Schübe können Lebensmittel sein, aber auch Umweltfaktoren wie Wetter und besonders äusserer und innerer Stress. Weil diese Faktoren sich individuell sehr unterschiedlich auswirken, gibt es bei den offiziellen Empfehlungen keine spezielle Neurodermitisdiät. Vielmehr gilt es zu schauen welche Lebensmittel und Stoffe gut vertragen werden und besonders wann sie vertragen werden. Es kann z. B. sein, dass ein sonst verträgliches Lebensmittel in einer Stresssituation nicht vertragen wird und einen Neurodermitisschub auslöst oder verstärkt.
Gerade weil eine Diät eine Einschränkung der Nahrungsmittel mit sich zieht und das Kind dadurch u. U. weniger günstig ernährt wird, sollte die Zweckmässigkeit einer solchen Massnahme genau geprüft werden. Eine einschränkende Diät, besonders im Säuglings- und Klein- und kind(er)alter birgt die Gefahr einer Mangelernährung, welche das Krankheitsbild möglicherweise noch verstärkt.
Unter folgendem link finden Sie die offiziellen Leitlinien zur Allergieprävention der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie(DGAKI) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) aus dem Jahr 2014:
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016l_S3_Allergiepr%C3%A4vention_2014-07.pdf
Diesem Dokument können Sie auch die Empfehlungen bezgl. HA-Nahrungen entnehmen. Diese lauten derzeit, dass vorallem „allergiegefährdete“, sog. „Risikokinder“ (Kinder deren Eltern oder ein Elternteil eine Allergie haben) auf diese Nahrung zurück greifen sollten. Ansonsten wird eine HA-Nahrung zur Allergieprävention nicht mehr empfohlen. Haben Sie schon mal eine Säuglingsmilchnahrung auf Ziegenmilchbasis (z.B. von Holle) ausprobiert? Sie kann verträglich sein bei einer Unverträglichkeit gegen Kuhmilcheiweiss (also gegen einige Proteine). Einige Proteine sind zwischen Ziegen- und Kuhmilch unterschiedlich, sodass bei einer Kuhmilchunverträglichkeit eventuell die Säuglingsmilchnahrung auf Ziegenmilchbasis vertragen werden könnte. Wie Ihnen auch FabSan empfohlen hat, bitten wir Sie, sich mit Ihrem Kinderarzt in Verbindung zu setzen und individuelle Massnahmen mit ihm abzuklären.
Ein Tipp noch bezgl. der Ölwahl für Beikost und Hautpflege: Neurodermitiker bilden i. d. R. nicht oder nur eingeschränkt die entzündungshemmende Fettsäure „Gamma-Linolensäure“. Diese kann mit der Nahrung zugeführt werden. Muttermilch enthält z.B. diese Fettsäure. Statt Raps- oder Beikostöl, welches der milchfreien Beikost zugegeben werden sollte, können Sie Hanföl verwenden, denn auch dieses enthält diese Fettsäure. Zum Einreiben der Haut eignet sich auch Boretschöl oder Nachtkerzenöl (enthalten ebenfalls diese Fettsäure) aus dem Reformhaus oder der Apotheke.
Vielleicht kann ich Sie auch ein bisschen beruhigen: bei ungefähr einem Drittel der Kinder verringern sich die Symptome im Laufe der Jahre und verschwinden schließlich ganz.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Baby alles Gute!
Mit besten Grüssen
Ihr Holle babyclub-Team