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Überforderung

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  • Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto
    Eintrag vom 20.10.2017 11:17
    Hallo liebe Mamis und Bald-Mamis,

    ich brauche einen Rat, weiß aber nicht genau wie ich anfangen soll, daher vorweg ein Entschuldigung falls ich zu verworren werden sollte.
    Ich bin 28 Jahre alt und aktuell mit Zwillingen schwanger. Meine große Tochter ist schon fünf Jahre alt.
    Sie freut sich sehr auf ihre Geschwister, entwickelt aber zunehmend Verlassensängste (--> hält z.B. jedes Kind auf dem Spielplatz und im Kindergarten fest, will nicht mehr alleine sein, fordert ständig Aufmerksamkeit). Ich mache mir gerade große Sorgen um meine Tochter. Die Situation ist mehr als "nur" große Schwester werden.
    Die Zwillinge haben einen anderen Papa als sie selbst. Ihr leiblicher Vater ist ein halbwegs schrecklicher Mensch, was aber vermutlicher fast jeder über seinen Ex schreiben würde... Meinen neuen Partner mag sie wirklich sehr. Laut Kinderärztin ist auch das ein Problem (weil sie zum ersten mal sieht, wie Familie sein kann und die Schwächen ihres Papas indirekt aufgezeigt bekommt).
    Dazu kommt, das mein neuer Partner und ich noch nicht lange zusammen sind und wie gesagt bereits Kinder erwarten und zusammen wohnen.
    Zu den ganz eigenen Problemen meiner Tochter kommen meine hinzu... die sie vermutlich unweigerlich ebenfalls spürt.
    Ich finde keinen körperlichen Zustand auf dieser Welt so schlimm wie schwanger sein. Ich hasse es. Ich habe eine jahrelange Essstörung hinter mir und schwanger sein ist wie ein ein Albtraum wenn man es aus diesem Blickwinkel sieht. Der Kontrollverlust über den Körper, das dick werden, keine Kleidung die mehr passt. Nicht rauchen dürfen, keinen Sport so machen können wie man es will, dies nicht das nicht. Alleine diese körperlichen Aspekte beherrschen meinen Alltag jede Minute. Die Zwillinge verursachen jetzt schon Schmerzen beim ganz normalen Spazieren gehen. Das Herzrasen, Kreuzschmerzen, all diese Dinge die ich davon abhalten auch nur 10% Leistung zu bringen. Ich hasse es anderen zur Last zu fallen und "meinen Teil" nicht beitragen zu können. Der Haushalt bleibt liegen, meine kreative Arbeit ist in der Eiszeit eingefroren. Ich bin so unglücklich über meinen Zustand des totalen Kontrollverlusts, die Sorge um meine Tochter und der Abneigung gegen meinen Körper, das ich vor ein paar Tagen "rückfällig" geworden bin und mich wieder mit einer Rasierklinge verletzt habe. Ich war sechs Jahre lang "clean". Solange ich halt Mama bin... Jetzt kommt zu all diesen Unzulänglichkeiten also auch noch, dass ich mich nicht mehr vor meiner Tochter umziehen oder Duschen kann, das ich meinen Partner geschockt habe, mir selbst einen hart-erarbeiteten Therapie-Erfolg absprechen muss und mich unfassbar schäme. Ironischerweise nährt das nur meinen Wunsch mich weiter zu verletzen.
    Ich könnte gerade jede Minute weinen und auch das kann ich an mir nicht leiden. Ich bin in "normalem" Zustand eine kreative, lebenslustige, sportliche, junge Frau die den Ruf hat eine grandiose Mutter zu sein. Ich hab mich im Griff, ich bringe Leistung, ich mach mein Kind glücklich, ich mach meinen Partner glücklich. Auf mich kann man zählen. Normalerweise...
    Aber jetzt. Jetzt bin ich das Gegenteil. Ich komm damit nicht mehr klar. Mir fehlt die Motivation zu fast allem. Meine Ansprüche sind wirklich nicht mehr hoch. Die kleinen Ziele lauten für mich: Schrei deine Tochter nicht an wenn sie Mist macht und weine nicht vor ihr. Schneid dir nicht mit einer Klinge die Beine auf. Das wars eigentlich. Wenn ich dann noch mit dem Hund spazieren gehe und vernünftig essen bin ich schon "zufrieden". Ich will die Tage nur noch rum bringen. Am liebsten gar nicht aufstehen. Am liebsten einfach nur noch diese Zeit so schnell wie möglich hinter mich bringen und meinen Körper wieder haben. Aber das geht nicht. Ich kann meinen Partner und vor allem meine Tochter nicht hängen lassen und mit meinem ätzenden Frust runter ziehen.
    Wie soll ich das machen? Wie schaffe ich es, ihnen nicht zur Last zur fallen, meine Motivation wieder irgendwo zusammen zu kratzen, meiner Tochter wieder ein Vorbild sein und ihr ein Lachen ins Gesicht zaubern. Wie bekomm ich wenigstens ein Minimum an Haushalt oder was auch immer auf die Reihe? Wie kann ich wieder meinen Teil beitragen? Wie soll ich es bei dieser Abneigung gegen mich und meinen körperlichen Zustand schaffen mich nicht wieder zu schneiden? Das hat sich so gut angefühlt…
    Ich habe das Gefühl komplett zu versagen.

    Ich danke jedem der mir irgendeinen Trost oder Rat hat!

    C.
    Antwort
  • Profilfoto  Zariel
    Kommentar vom 20.10.2017 13:27
    Hi du,

    puh, das ist eine ganz schön krasse Situation. Ich antworte dir deshalb, weil ich dir sagen wollte, dass ich dir ein bisschen nachfühlen kann. Auch ich hatte jahrelang mit Essstörungen zu kämpfen und ich leide ganz arg sehr in der Schwangerschaft unter diesem Zustand und den blöden Kommentaren von Außenstehenden, wie viel man schon zugenommen hat etc. Ich bin jetzt in der 32. SSW und kann es kaum abwarten, endlich wieder Sport machen zu können.
    Auch habe ich mich jahrelang selbstverletzt (jetzt seit 5 Jahren nicht mehr, abgesehen von einem einzigen Rückfall 2015). Daher kann ich dich ein bisschen verstehen. Auch wie man sich danach schämt und denkt, es ist so albern und kindisch und weil man sich dann so sehr dafür hasst, könnte man es schon wieder tun.

    Ich weiß nicht, was ich dir raten soll, aber ich denke, professionelle Hilfe wäre in dem Fall gut. Mit dieser Vergangenheit hast du ja bestimmt schon Erfahrungen mit Psychotherapeuten gemacht, oder? Vielleicht kannst du einfach ein paar Stunden dort nehmen, um wieder zu dir selbst zu finden.

    Das äußere Chaos habe ich übrigens dadurch sortiert, dass ich mir eine Haushaltshilfe (genau genommen Putzfrau) ins Haus geholt habe. Sie kommt jeden Montag 2 Stunden und macht die Wohnung sauber, so bleibt mein Kopf für andere Dinge frei und ich habe eine Grundsauberkeit hier drin. Das zum Thema Haushalt.

    Wie gesagt, deiner Tochter zu liebe (und natürlich auch den Zwillingen zu liebe) solltest du dir dringend Hilfe holen!

    Ich wünsch dir alles alles Liebe dafür.
    Antwort
  • Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto
    Kommentar vom 21.10.2017 10:53
    Hallo Zariel,

    DANKE! Allein zu wissen, dass es auch anderen so geht hilft ungemein. Ich dachte immer diejenigen die "nicht alle Tassen im Schrank haben" bekommen eh keine Kinder. Oder so Probleme wurde im Teenager-Alter abgehakt. Etwas in der Art...
    Danke für das Verständniss!
    Antwort
  • Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto
    Kommentar vom 21.10.2017 10:56
    PS @ Zariel:

    Ich habe noch ein paar Fragen... Die sind etwas persönlicher Natur - aber ich hab noch nie mit jemanden in einer vergleichbaren Situation gesprochen.
    Bist du aktuell in Behandlung? Ist dein Essverhalten so, dass du deinem Kind potentiell ein Negativ-Vorbild werden könntest? Und sieht man bei dir Narben die du deinem Kind irgendwann erklären musst?

    Danke dir nochmal
    Antwort
  • Profilfoto  Zariel
    Kommentar vom 21.10.2017 13:31
    In Behandlung bin ich nicht, ich gelte als "geheilt". Mein Gewicht betrug vor der SS 55kg auf 1,67m. Also normal und gesund. In der ss werde ich blind gewogen. Mein Gewicht steht nur in der Akte vom Frauenarzt, aber nicht im Mutterpass. Es wird also nur von meiner Ärztin kontrolliert, ich selbst kenne es nicht, es sind aber Dank Wasser, aber auch Fett etc sicher 80kg. Ich hatte vor der SS Größe 38. Jetzt bin ich bei 42/44. Aber ich sag mir einfach immer wieder, dass ich nach der Schwangerschaft viel Sport machen kann. Und durch Stillen nimmt man oft auch noch ab.

    Meine Narben sieht man und ich trage sie offen. Ich bin Lehrerin und alle meine Schüler kennen diese Narben. Ich bin es gewohnt, dass ich gefragt werde, bin es gewohnt, sie zu erklären etc. Ich werde die auch meiner Tochter erklären können. Aber sie sind wirklich alt und ich selbst nehme sie gar nicht mehr recht wahr.
    Antwort
  • Profilfoto  kiana3112
    Kommentar vom 21.10.2017 21:54
    Hallo chipit!

    Was du erzählst, ist mir sehr nahe gegangen. Ich habe zwar weder mit Essstörungen noch mit Selbstverletzung zu tun, kenne aber leider das Gefühl der Überforderung sehr gut, weil ich seit Jahren mit Depressionen kämpfe. Und mein 2,5-jähriger Sohn, der jetzt bald großer Bruder wird, bringt mich sehr an meine Grenzen. Und gerade im Moment frage ich mich immer wieder, wie ich das alles mit zwei Kindern hinbekommen soll. Ob ich ihnen eine gute Mutter sein und ihnen das bieten kann, was sie als Kinder verdienen. Und gleichzeitig natürlich weiter das Bild der glücklichen Familie aufrecht erhalten...
    Wie Zariel kann ich Unterstützung sehr empfehlen und habe mit einer Therapeutin schon viele Tiefpunkte durch- und überstanden. Gute und vor allem schnelle Hilfe bekommst du auch von Profamilia! Das wäre vielleicht sogar die erste und beste Anlaufstelle jetzt. Die helfen ja gerade, wenn auch Kinder mitbetroffen sind und haben viele gute Kobtakte und Berater.
    Ich wünsche dir, dass du für dich sehen kannst, dass deine Situation sich auch wieder ändern wird. Und du hast es ja schon geschafft, vieles aus deiner Vergangenheit hinter dir zu lassen, eine tolle Tochter großzuziehen, jemanden zu finden, mit dem du nun weitere Kinder haben wirst und zu erkennen, dass du gerade alleine nicht mehr (gut) klarkommst. Ich weiß, es ist leicht gesagt, dass du loslassen und nicht zu streng mit dir sein solltest. Aber vielleicht schaffst du es ja trotzdem ab und zu, die Dinge mit etwas mehr Distanz und Lockerheit zu sehen. Und wenn nicht, ist es eben (vorübergehend) so. Ihr werdet euren Weg schon machen! Ich drücke euch ganz fest die Daumen dafür!
    Antwort

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