Hallo zusammen,
ich habe mir lange überlegt, ob ich tatsächlich diesen Schritt gehen soll und meine Gedanken und Gefühle in die Runde schreibe. Mitteile. Derzeit versuche ich den innerlichen Kampf den mein Körper ausfechtet alleine zu verarbeiten. Doch so recht will mir das nicht gelingen. Ich will schon gar nicht mehr mit jemanden in meiner Umgebung mit dem was ich fühle, wie ich mich fühle sprechen. Sie belästigen.
Ich habe so viel schon gesprochen. So viele versuche gestartet meiner Umgebung zu sagen, wie es mir geht und mittlerweile bin ich dazu übergegangen einfach zu schweigen. Denn niemand kann verstehen, nachvollziehen in welch desolaten Zustand ich mich einfach befinde.
Ich habe einen wunderbaren und tollen Sohn, und da ich mit dem Schicksal des Einzelkindes belegt bin, war mein fester Wunsch ihn nicht das Gleiche erleben zu lassen. Ich wollte immer eine große Familie. Eine >TV<-Familie. Vater, Mutter, und zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. So wie es die Gesellschaft als das Perfekte erachtet. Aber 2014 machte uns das Schicksal ein Strich durch die Rechnung.
Ich war in der 14 SSW als meine FA feststellte, dass das kleine Würmchen nicht gesund ist. Das Köpfchen hatte sich nicht ausgebildet. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich haderte sehr mit mir, ob ich den Schritt des Abbruches gehen soll. Ob ich tatsächlich ein Leben beenden soll, was außerhalb meines Bauches nicht lebensfähig sein würde.
Im Nachgang betracht handelte ich für meines Empfinden egoistisch. Ich entschied mich für einen Schwangerschaftsabbruch. Der Gedanke daran, das kleine Würmchen zu spüren wie es wächst, und es dann nicht für immer in meinen Armen halten zu können, brach mir das Herz von Neuem. Ich hatte mich so auf dieses Kind gefreut und dann würde es mir gleich wieder genommen werden. Ob die Natur eingegriffen hätte, bevor das Ende der Schwangerschaft erreicht gewesen wäre, dies mag keiner zu sagen.
Das Ganz ist nun fünf Jahre her. Wir gaben uns Zeit, bevor wir erneut daran gedacht haben, es wieder zu versuchen. Aber es will nicht mehr funktionieren.
Seit jenem Tag, hielt ich keinen positiven Test mehr in der Hand.
Ist dies die Strafe dafür, dass ich in den Zyklus der Natur eingegriffen habe? Werde ich dafür gestraft, dass ich im Grunde Leben genommen habe?
Im Mai diesen Jahres flammte ein kurzer Funken Hoffnung in mir auf. Ich dachte, das Schicksal habe ein Einsehen mit mir. Aber es endete im Schmerz, einer Bauch-OP und einer AS. Ich hatte eine Eileiterschwangerschaft.
Ich bin nicht mehr die, die ich einst war. Mein Lachen ist aufgesetzt und immer häufiger überkommen mich die dunklen Gedanken. Ich weiß gar nicht, wie viele Tränen schon über meine Wangen geflossen sind. Wie oft ich mit dick geschwollenen Augen aufgewacht bin.
Ich habe mir oft die Frage gestellt, warum ich? In meinem Freundeskreis erfahren die Muttis das Glück, welches mir verwehrt bleibt. Aber ich weiß, dass ich nicht alleine bin mit dieser Frage und auf der Suche nach der passenden Antwort.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Sohn über alles. Und ich bin sehr dankbar darüber, dass ich ihn habe und er kerngesund und putzmunter ist. Dennoch verspüre ich eine Leere in mir, die ausgefüllt werden will.
Nach langen reden, und der Diagnose, dass bedingt durch die Eileiterschwangerschaft das Risiko erhöht ist eine erneute zu bekommen, haben sich mein Mann und ich dazu entschlossen eine künstliche Befruchtung anzugehen. Sein Spermiogramm sieht nicht ganz so gut aus.
Die erste Behandlung habe ich hinter mir. Die erste Runde Spritzen, Punktion und Transfer. 10 Tage warten und beten. Hoffen und bangen. Bis der niederschmetternde Anruf kam, der Bluttest ist negativ. Kein HCG vorhanden.
Und schon wieder kommen die Gedanken, ob ich ein schlechter Mensch bin und es nicht mehr verdient habe?
Im Januar könnte ich mit der nächsten Runde beginnen, doch ich bin ehrlich, ich verspüre Angst. Angst davor, sie wieder zu hören. Diese schmerzenden Worte >Sie sind nicht schwanger<.
Die Mut-Mach-Sprüche >beim nächsten Mal klappt es< oder >denk nicht so viel darüber nach, der Kopf muss frei sein, dann wird das auch was< helfen nicht wirklich.
Für mich ist es, als wäre ein weiterer Teil des Kuchens weg, und als bleibe mir nur noch ein paar Stück übrig, bevor er für immer verschwunden ist.
Es tut mir leid, dass der Text so lange und so viel geworden ist, aber es tat gut, meinen Empfindungen mal freien Lauf zu lassen.
Vielen Dank fürs zuhören/lesen.
LG
Eure MiezeMaus
My Babyclub.de
Die Trauer lässt mich nicht los ...
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Eintrag vom 02.12.2019 22:03Antwort
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Kommentar vom 07.01.2020 16:09Hallo Miezmaus,Antwort
es tut mir leid das zu lesen.
Es hört sich nicht gut an.
Wie gehts dir momentan? Habt ihr jetzt nochmal die künstliche Befruchtung gestartet?
LG Lisa -
Kommentar vom 07.01.2020 16:18liebe miezmaus, es tut mir leid, was dir passiert ist.Antwort
aber nichts will dich bestrafen.
du klingst, als wärst du mitten in einer schweren Depression. dagegen hilft auch kein weiteres Kind.
vielleicht solltest du erst mal überlegen, dir helfen zu lassen von einem Profi. so eine Schwangerschaft ist ja auch kein Zuckerschlecken und du hast wohl noch was von der letzten aufzuarbeiten.
alles gute. -
Kommentar vom 28.05.2020 19:09Ja, also, mir tut es auch leid!!! Etwas anderes kann man da auch nicht zu sagen! Hoffe das du dann eine Möglichkeit für dich gefunden hasst und mit der Trauer fertig geworden bist!?Antwort
Also, ich hatte vor kurzem auch einen schweren Schicksalsschlag ;( Von daher weiß ich ganz genau was Trauer heißt! Ich habe es nur schwer geschafft da raus zu kommen... aber ich schaffte es! Und, das auch nur dank dieser Beratung https://www.esoterika.ch/trauer/trauerbewaeltigung/ ... bin so froh, dies entdeckt zu haben, denn alleine, na ja ich weiß nicht was gewesen wäre! Wie auch immer, ich hoffe, dir geht es gut!? -
Kommentar vom 03.12.2021 09:28Hallo MiezeMaus,Antwort
was du da durchgemacht hast, ist einfach nur schrecklich. Da gibt es eigentlich gar keine Worte, die hier in einem Forum trösten können. Ich fühle auf jeden Fall mit dir!
Meine Schwester hat vor einigen Jahren ihre Tochter bei einem Autounfall verloren und das war einfach nur schrecklich. Für einen Moment meint man, die Welt bliebe für immer stehen und man könne nicht weiterleben.
Uns hat es damals geholfen, dass wir der Trauer einen Raum gegeben haben. Wir haben uns ganz bewusst immer wieder getroffen, um über das Geschehene zu sprechen und es verarbeiten zu können. Am Geburtstag der Kleinen zünden wir jedes Jahr eine Kerze an und denken an sie. Solche Rituale der Trauerbewältigung haben uns geholfen.
Vielleicht würde dir das auch helfen: https://bestattungen-maenner.de/die-schoensten-rituale-zur-trauerbewaeltigung/
Wichtig wäre vor allem, dass du eine Möglichkeit hast, mit jemanden die Sache aufzuarbeiten und immer wieder über das Erlebte zu sprechen. Wenn das bei euch in der Familie nicht möglich ist, gibt es auch Gesprächstherapeuten, die helfen können. Die Trauer in sich hineinfressen tut dir auf Dauer nicht gut. Alles liebe für dich! Fühl dich von mir ganz fest gedrückt und umarmt! -
Kommentar vom 19.05.2022 00:26Tut mir sehr, sehr leid, dass du mit deiner Entscheidung so haderst. Ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, als ich in der ersten SS auf die Frage der Pränataldiagnostik gestoßen bin. Neben dem Down-Syndrom gibt es noch zwei andere Formen der Trisomie, an denen die Kinder oft schon im Mutterleib oder bald nach der Geburt versterben, da fragt man sich dann schon, ob man seinem Kind das zumuten möchte? Wir wissen ja nicht, ob das Baby Schmerzen hat, oder wie sein kurzes Leben so aussehen würde.Antwort
Du sagst, deine Entscheidung sei egoistisch gewesen, weil du Angst davor hattest, dein Kind zu verlieren, wenn du es erst mal im Arm gehalten hättest.
Vielleicht wäre es egoistisch gewesen, das Kind auszutragen, ohne (ich sag's mal drastisch) "Rücksicht auf Verluste", nur weil Abtreibung "falsch" ist?
Ich denke, du wärst vielleicht in einer Selbsthilfegruppe von Frauen, die eine solche Entscheidung, die keine Mutter treffen müssen sollte, auch treffen mussten, am Besten aufgehoben, denn wie du schon sagst - niemand versteht deine Qual, außer denen, die sie teilen.
Ich denke auch, dass die anderen Posterinnen hier nicht Unrecht haben, wenn sie dir nahelegen, mit der nächsten SS zu warten, bis es dir etwas besser geht. Ob ein Kind vor der Geburt oder mit 5 Jahren stirbt, ein neues Kind ersetzt das Verlorene nicht und soll es auch nicht. Dein verlorenes Kind darf betrauert werden und ein weiteres Kind darf einfach als es selbst gewollt und gewünscht sein, nicht als Wiedergutmachung, nicht als Heilmittel.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft und ich meine, was ich gesagt habe - die Entscheidung, die du treffen musstest, sollte man nicht treffen müssen; deshalb hast du mein volles Mitgefühl und ich vermute; dass in jedem Fall, auch bei einer Entscheidung gegen den Abbruch, Zweifel oder Schuldgefühle auftreten. -
Kommentar vom 28.10.2022 21:32Mir tut das alles sehr leid und du solltest dir die Zeit nehmen die du brauchst und keiner hat das Recht was anderes zu sagen. Du selbst bestimmst in welchem Tempo du voran gehst.Antwort